Airbus A220-100 (Bombardier CS100) Eastern Express / 1:144

Nicht nur die IPMS Austria ist heuer 50 Jahre alt geworden, auch das Unternehmen Airbus wurde 1970 gegründet.

Bei unserer GoModelling 2020, die wegen der Corona-Maßnahmen im letzten Moment abgesagt werden musste, war deshalb ein Display zum Thema „Airbus“ geplant. Neben anderen Modellen, die schon seit Längerem in meiner Vitrine stehen, wollte ich das jüngste „Airbus-Baby“ beisteuern.

Nun, die A220-100 ist ja kein echter Nachkomme aus dem Hause Airbus, sondern wurde vom kanadischen Hersteller Bombardier zur Adoption freigegeben und hieß zuvor CS100. Die größere und zweitgeborene Schwester CS300 wurde auf A220-300 umbenannt. Der Hersteller Eastern Express (EE) hat beide Babys im Maßstab 1:144 auf den Markt gebracht.

Mancher Modellbauer mag bei der Nennung des Herstellernamens zusammenzucken, weil er mit früheren Erzeugnissen aus diesem Hause schlechte Erfahrungen gemacht hat. Da wurden alte Formen längst dahingeschiedener Hersteller neu aufgewärmt und im Airliner-Maßstab gab es einige, sagen wir "qualitativ mäßig erfolgreiche" Versuche, alte Bausätze zu neuen Versionen umzuschnitzen. Inzwischen hat sich EE aber gemausert, und die Airliner-Kits der letzten Zeit kann man durchaus als gelungen bezeichnen. Bitte nicht übersehen, dass es sich dennoch um Kleinserienbausätze handelt, was sich auch im Preis niederschlägt. Aber dafür sind sowohl Vorbildtreue, Oberflächendetail, und Passung auf einem Niveau, das mit den Großen der Branche schon gut mithalten kann.

Ich hatte mich für die kurze Version in der Farbgebung der SWISS entschieden. Der Bausatz lässt alternativ auch zu, ein Flugzeug der amerikanischen Delta zu bauen. Das sind dann aber auch schon alle Airlines, die eine A220-100 betreiben. Die -300 ist inzwischen weiter verbreitet und erlaubt daher auch spannendere Farbschemata. Nach eingehender Betrachtung der Decals habe ich mich allerdings entschlossen, doch selbst Hand bzw. Computermaus anzulegen. Doch dazu später.

Bombardier hat der C Series markant große Cockpitfenster spendiert und EE hat diesen Umstand mit einer schalenförmigen Cockpitüberdachung aus gleichmäßig dünnem und sauber transparentem Plastik berücksichtigt. Da sieht man schön in das Cockpit und auf eine für 1:144 mehr als ausreichend detaillierte Einrichtung des Pilotenarbeitsplatzes. Aus sehr schmalen Streifen eines Abdeckbands habe ich noch Sitzgurte ergänzt, der Rest ist da drinnen SOB (straight out of box). Vor und hinter dem Cockpit hat noch etwas Bleischrot Platz gefunden, der mit Superkleber fixiert wurde. Die Rumpfhälften passen gut aneinander, auch die übrigen Baugruppen fügen sich gut zusammen. Rund um die Verbindung Rumpf/Tragflächen ist an der Unterseite etwas Spachteln und Schleifen erforderlich. Der einzige Teil des ganzen Bausatzes, der nicht wirklich gut passt und mich beim Passendmachen genervt hat, ist die schöne, transparente Cockpitabdeckung. Vielleicht lag es ja auch an mir, aber um einen akzeptablen Übergang hinzubekommen, musste ich einiges abschleifen und an anderen Stellen ausfüllen.

Nach dem Abdecken der Cockpitfenster habe ich den ganzen Flieger mit Fine Primer von Tamiya aus der Dose grundiert; zunächst in Grau um eventuelle Oberflächenfehler besser erkennen zu können. Die finale Lackierung kam aus einer gleichartigen Dose mit weißem Deckel: mehrere dünne Schichten und noch Feinschliff nass mit Schleifleinen 4000/6000/8000. Die Schweizerkreuze wurden mit Abdeckfolie aufgebracht und nach dem Abkleben des ganzen Modells die roten Flächen auf Seitenleitwerk und Winglets mit Acryllack „aufgeairbrusht“. Den Abschluss bildet eine Schicht Alclad Aqua Gloss, damit die Decals eine glatte, glänzende Oberfläche vorfinden.

Apropos Decals: die Decals des Bausatzes sind schon verwendbar, wenn man keine übermäßigen Ansprüche stellt – so wie ich. Meine zeigten einen leichten Versatz zwischen dem grauen Hintergrund und dem silbernen Rand der Kabinenfenster. Ich habe den ganzen Bogen eingescannt und in meinem Vektor-Zeichenprogramm „abgepaust“. Die Decals für die Cockpitfensterrahmen dienten auch gleichzeitig als Vorlage für die Abdeckmasken, die mir ein lieber Kollege auf seinem Schneidplotter zauberte, ebenso wie die Schweizerkreuze. Das Abpausen der Decals war mir aber nicht genug, also habe ich die Kabinenfenster auch noch mit fotorealistischem Design hinterlegt und eine andere Kennung fabriziert. Den Druck meiner Decals erledigte in hervorragender Qualität die Firma Decalprint.de. Mit den Markierungen an ihrem Platz, und gut getrocknet, war der Weg frei für die finale Versiegelung. Mittlerweile tendiere ich dazu, Airlinermodelle nicht mehr hochglänzend zu lackieren. Semigloss, in diesem Fall von Superscale, gefällt mir besser. Nach dem Entfernen der Abdeckmasken erhielten die Cockpitfenster – vor und nach dem Decaling – eine Versiegelung aus Future. Der Einblick ins Cockpit ist ungetrübt. Auch die Passagierfenster erhielten einen Tupfen Future um die glänzende Glasoberfläche noch etwas vom Halbglanz des Rumpfes abzuheben.

Für die Ausstellung hätte ich das letzte Detail nicht mehr rechtzeitig fertiggebracht. So hatte ich nun Zeit um drei der markanten Scheibenwischer (einer hat sich auf Nimmerwiedersehen vertschüsst) aus 0,3 mm Silberdraht zu biegen, die Wischerblätter aufzukleben und in 0,4 mm Bohrungen vor den Fenstern einzusetzen.