Northrop P-61A Black Widow / Dragon / 1:72

Die Northrop P-61 Black Widow („Schwarze Witwe“) war das erste Nachtjagdflugzeug der USAAF, das speziell für diesen Einsatzzweck entwickelt wurde, und der schwerste Jäger im Arsenal der USA. 

Ähnlich wie die P-38 Lightning war die P-61 eine Konstruktion mit Doppelleitwerksträger und Rumpfgondel, angetrieben von zwei 18-Zylinder-Pratt & Whitney Sternmotoren. Die P-61 erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 589 km/h, die Bewaffnung bestand aus 4 x 20mm Kanonen in einer Wanne unter dem Rumpf, spätere Serienvarianten waren zusätzlich mit 4 x 12,7 mm Browning MG in einem Drehturm ausgerüstet. Trotz guter Flugleistungen wurden nur 742 Black Widows fertig gestellt, da sich die Ära der Propellerflugzeuge bereits ihrem Ende zuneigte. Die P-61 wurde sowohl in Europa als auch am pazifischen Kriegsschauplatz eingesetzt.

Das Modell der Firma Dragon stellt eine P-61A der 422nd Night Fighter Squadron dar – der ersten Nachtjadgstaffel, die diesen Flugzeugtyp in Europa einsetzte. Ab Sommer 1944 starteten die Maschinen von England aus, und wurden mit dem Vorrücken der Westfront zuerst nach Frankreich, später nach Belgien verlegt. Zwar hatte die Invasion in der Normandie ohne die P-61 stattgefunden, dass die Flugzeuge trotzdem Invasionsstreifen trugen, ist einem Missverständnis geschuldet. Nachtjäger waren nämlich von der Aufbringung der Erkennungsstreifen ausgenommen, allerdings hatte irgendjemand vergessen, den betroffenen Einheiten auch den entsprechenden Befehl zu übermitteln!

Im Juli 1944 fand ein Vergleichsfliegen zwischen einer Mosquito der RAF und einer P-61 der USAAF statt, bei dem die P-61 deutlich besser abschnitt. Sie war in allen getesteten Höhen zwischen 1500 und 6000m schneller als die Mosquito, bot bessere Steigleistungen und war außerdem auch wendiger.

Der Bausatz von Dragon stammt aus den 1990er-Jahren und enthält neben Spritzgussplastik auch ein paar Metallteile (für die Radarantennen). Ich hatte im Vorfeld viel Negatives über diesen Bausatz gehört und gelesen und bin daher mit entsprechender Vorsicht an den Bau gegangen. Zu meiner Überraschung war die Passgenauigkeit gut, Spachtelmasse kam entlang der Klebefuge an der Cockpitgondel und am Heckstabilisator zum Einsatz. Mehrere kleine Sinkmarken an der Oberseite der Gondel zeigten sich erst nach dem Auftrag der Grundierung. Die Oberflächenfarbe ist übrigens „Jet Black“ – die gängige Bemalung für US-Nachtjäger. Ich habe dafür hochverdünntes Schwarz (Gunze H12) mit einem Tropfen Clear Blue über eine kontrastreiche Vorschattierung lackiert, um die Oberfläche etwas lebendiger zu gestalten. Die Abgasfahnen wurden mit Gunze H30 Clear Gloss und Gunze H79 Sand dargestellt. Für zusätzliche Innen- und Außendetails habe ich Fotoätzteilsätze von Eduard verbaut. Die Räder sind Resinteile von True Details. Da die Decals des Bausatzes vergilbt und gewellt waren, habe ich Markierungen von einem Eagle Cals-Decalbogen verwendet.

Dargestellt ist „Double Trouble“, ein Flugzeug der 422nd Night Fighter Squadron, geflogen von Lt. Robert Bolinder. Diese Maschine verunglückte bei der Landung in Florennes, Belgien, im April 1945.

Model und Text: Roman Schilhart

Bilder: Wolfgang Rabel